Gebietssteckbriefe

Dorfkerne der Ortschaften «Landleben und Dorfleben»

Dorfkern Mellikon
Bild: Metron AG

Dorfkern Mellikon

Dorfkern Rümikon
Bild: Metron AG

Dorfkern Rümikon

Dorfkern Böbikon
Bild: Metron AG

Dorfkern Böbikon

Dorfkern Unterbaldingen
Bild: Metron AG

Dorfkern Unterbaldingen

Generelle Merkmale

Ortsbauliche Struktur

Die Dichte liegt unter den kantonalen Vorgaben, mit weitgehend intakten Dorfkernen und historischer Bebauung, oft ursprünglich landwirtschaftlich genutzt. Die Gebäude haben überwiegend Satteldächer und eine kleinteilige, teils geschlossene Anordnung entlang der Strassen, ausser in Mellikon mit freistehenden Bauten. Die Parzellierung ist kleinflächig, und es gibt viele schützenswerte Bauten, die in ISOS-Ortsbildaufnahmen verzeichnet sind.

  • Dichte, Ausnutzung
    Unterschiedliche Einwohnerdichten, generell tiefe Dichtewerte unter den Vorgaben des kantonalen Richtplans.
  • Gebäudestruktur/-typen
    Weitgehend intakte Dorfkerne mit historischer Bebauung. Oft ursprünglich landwirtschaftliche Nutzung mit Haupt- und Nebengebäude noch ablesbar. Verschiedene repräsentative Bauten (Sakralbauten, Gemeindehäuser, alte Schulhäuser, Gasthöfe, etc.). Durchgehend Satteldächer.
  • Körnigkeit und Homogenität
    Homogene Erscheinung kleinkörniger Gebäude, oft in mehr oder weniger geschlossener Bauweise entlang Strassen. Mellikon: weitgehend freistehende Punktbauten.
  • Gebäudealter
    Historischer Gebäudebestand mehrheitlich vor 1919 bzw. 1945. Einzelne neu bebaute Gebiete mit guter Einpassung (z.B. Rümikon Bahnhofgebiet).
  • Parzellenstruktur
    Kleinteilige Parzellierung.
  • Gebäudeausrichtung/-erschliessung
    Ausrichtung auf jeweilige Dorfstrassen, oft mit bis an die Fassade erweitertem Strassenraum. Vermehrt oberirdsche Parkierung auf Vorplätzen.
  • Kultureller Wert der Bebauung
    Sämtliche Dorfkerne sind in ISOS-Ortsbildaufnahmen vermerkt, lokal/regional/national. Grosse Zahl schützenswerter Bauten (Substanz).

Freiraum/Landschaft

Die flache bis leicht geneigte Topografie und dichte Bebauung lenken den Blick entlang der Strassenachsen. Dorfkerne haben oft erweiterte, teils begrünte Vorplätze und durchgrünte Bereiche abseits der Strassen. Es gibt private Grünflächen und öffentliche Einrichtungen mit zugänglichen Freiflächen, jedoch wenige Spielplätze oder Begegnungsorte.

  • Topografie, Blickbeziehungen, Aussicht
    Durch dichte Bebauung und geschlossene Bauweise Lenkung des Blicks entlang Strassenachsen. Topografie flach bis geneigt.
  • Versiegelungsgrad
    Strassenraum im Zentrum der Dorfkerne oft bis Fassade erweitert («Vorplätze»). Ausgangs vermehrt auch mit begrünten Vorgärten.
  • Begrünungsgrad
    Strassenabgewandte Bereiche und Zwischenräume zwischen Gebäuden stark durchgrünt, teilweise Vorgärten. Mellikon analog Einfamilienhausgebieten stark durchgrünt.
  • Freiraumstruktur, Angebote
    Private Grünräume. Verschiedene öffentliche Einrichtungen mit öffentlich zugänglichen Flächen vorhanden, z.B. Verwaltungen, Schulhäuser, Sakralbauten, etc. Wenige öffentliche Spielplätze oder Begegnungs- und Aufenthaltsorte (Mellikon Bahnhof als Ausnahme).

Erschliessung/Verkehrsnetz

Zentrumsnahe Lagen sind gut ans Verkehrsnetz angebunden, teils verkehrsberuhigt durch Umfahrungsstrassen. Ausserhalb des Talbodens ist die ÖV-Anbindung schwach. Parkierung erfolgt meist in Garagen oder auf Vorplätzen, das engmaschige Wegenetz ist verkehrsarm. Eine europäische Radroute im Talboden zieht saisonal viele Besucher an.

  • Anbindung an Hauptverkehrsachsen
    Zentrumsnahe Lagen mit direktem Anschluss an übergeordnetes Verkehrsnetz, oft über Dorfstrasse. Durch Umfahrungsstrasse im Talboden verkehrsberuhigte Lagen. Im Hügelbereich wenig Verkehrsaufkommen.
  • ÖV-Erschliessung
    Generell zentrums- und bahnhofsnahe Lagen. Ausserhalb des Talbodens schlechte ÖV-Anbindung (Baldigen E1, Böbiken F).
  • Parkierung
    In privaten Garagen, oft oberirdisch auf Vorplätzen.
  • Wegnetz Fuss-/Veloverkehr
    Engmaschiges Netz, oft «Strassendöfer» mit Dorfstrasse als Rückgrat. Wenig motorisierter Verkehr. Im Talboden europäische Radwanderroute mit saisonal grossem Besucheraufkommen.

Nutzung/Versorgung

Es gibt Mischnutzung, jedoch mit Abwanderung von Gewerbe und Leerstand bei Gastronomie und Verkaufsflächen. Versorgungseinrichtungen sind rar.

  • Mischnutzung, allerdings Abwanderung von Gewerbenutzungen beobachtbar, leerstehende Gastronomie- und Verkaufsflächen.
  • Kaum Versorgungseinrichtungen (Einkauf, Post, Bank, weitere Dienstleistungen).
  • An Hügellage und in Rekingen verschiedene Hofläden
Gemeinde Zurzach
Bild: Metron AG

Unterbaldingen: Beispiel für Wichtigkeit landwirtschaftlicher Angebote für die Ortsteile ausserhalb Bad Zurzach.

Dorfkern Rekingen: Geschlossene Bauweise mit repräsentativem Strassenraum und Aufenthaltsqualitäten.
Bild: Metron AG

Dorfkern Rekingen: Geschlossene Bauweise mit repräsentativem Strassenraum und Aufenthaltsqualitäten.

Potenziale und Defizite

Die Dorfkerne haben kulturhistorischen Wert und bieten Potenzial für Aufenthaltsqualität und Begegnungsorte. Sie sind gut für ländliches Wohnen geeignet, oft in Nähe zum Bahnhof, und bieten durch Landwirtschaftsbetriebe eine gewisse Grundversorgung. Jedoch: Gewerbenutzungen wandern stark ab, und es fehlen zentrumsnahe Aufenthalts- und Spielplätze sowie öffentliche Treffpunkte wie Dorfplätze oder Cafés. Einkaufsmöglichkeiten und andere Versorgungseinrichtungen sind kaum vorhanden.

Potenziale

  • Dorfkerne mit kulturhistorischem Wert und ortstypischer Bebauungstypologie und -substanz.
  • Dorfstrassen mit Potenzial für Aufenthaltsqualität und Begegnungsorte.
  • Gute Wohnlagen für ländliches Wohnen, oft in fussläufiger Distanz zum Bahnhof (Talboden).
  • Dorfzentren mit einigen gewerblichen und Dienstleistungsnutzungen, gewisse Grundversorgung durch direkte Angebote der Landwirtschaft meist gegeben.

Defizite

  • Starke Abwanderung von gewerblichen Nutzungen zu beobachten.
  • Wenige zentrumsnahe Aufenthalts- und Spielflächen, oft nur im Zusammenhang mit Schulhäusern.
  • Kaum funktionierende Begegnungsorte oder öffentliche Treffpunkte (Dorfplatz, Spielplatz, Dorfbeiz, etc.).
  • Fehlende Einkaufsmöglichkeiten, weitgehend fehlende weitere Versorgungseinrichtungen.

Handlungsansätze

Historische Bauten und Fassaden im Dorfkern sollen erhalten und neue Bauten sorgfältig eingegliedert werden, gegebenenfalls mit Gestaltungsvorschriften. Dorfstrassen sollen als Begegnungsräume dienen, und zusätzliche Aufenthaltsflächen wie Pocketparks geschaffen werden. Begrünte Vorplätze sind zu fördern und versiegelte Parkflächen zu begrenzen. Öffentliche Treffpunkte sowie bestehende gastronomische und versorgende Einrichtungen sollen erhalten und die Nutzungsvielfalt gefördert werden.

Ortsbauliche Struktur

  • Erhalt der historisch bedeutsamen Bebauung und Ensembles.
  • Erhalt prägender Gebäude- und Fassadenfluchten innerhalb des Dorfkerns.
  • Sorgfältige Eingliederung von Neu-, Erweiterungs- und Umbauten und bauliche Orientierung am Charakter der Dorfkerne.
  • Gestaltungsvorschriften für den Erhalt der ortstypischen Erscheinungsbilder prüfen.
  • Umgang mit Vorgaben der kantonalen Denkmalpflege und des ISOS klären.

Freiraum / Landschaft

  • Dorfstrassen zu Begegungsräumen weiterentwickeln.
  • Zusätzliche öffentliche Angebote für Aufenthalt sichern (Pocketparks).

Erschliessung/Verkehrsnetz

  • Bepflanzung und Begrünung von Vorplatzbereichen begünstigen.
  • Beschränkung von versiegelten Vorplatzbereichen zur oberirdischen Parkierung.

Nutzung

  • Öffentliche bzw. soziale Begegnungsorte und Treffpunkte sichern bzw. fördern.
  • Noch vorhandene gastronomische und versorgungsrelevante Einrichtungen halten bzw. fördern.
  • Angemessene Nutzungsdurchmischung bewahren und fördern

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